About the album
Are certain recordings destined to have a special fate under a certain star? Whoever hears the reissue of "Live At Birdland Neuburg" today is inevitably faced with this question. In the case of the collaboration of Lee Konitz and Kenny Wheeler, it must have been a star that had never shown brightly, which never showered its charges in bright light for a second (which they would not have wanted anyway) and consequently withheld the magnificent achievement from the rest of the world that was performed on stage in the Hofapothekenkeller in the Bavarian Danube town of Neuburg in December 1999. The time seemed not yet ready for it.
More than 16 years later. Lee Konitz continues to play as before at the ripe age of 88, even if mostly in a sitting position (which certainly must please the sound engineers), Frank Wunsch is 70 and "Benjamin" Gunnar Plümer 64, while the great Kenny Wheeler died on September 18, 2014, at the age of 84. And "Live At Birdland Neuburg" is back, remixed, in modified order, with some passages from the "after midnight” session. Light suddenly shines on this wonderful music, on the glistening vibrato of the alto saxophone, the lyrical melancholy of the flugelhorn, the spinning web-like weaving of the piano as well as the clever architecture of the bass. Everything joins into a matt-shimmering mesh of interaction and strategy of technical brilliance and solo sophistication. An image from "Olden Times", exempt from its analog patina with the help of digital technology, without the temptation to succumb to any cosmetic adjustments. It is a snapshot of the heights that the four musicians reached at that time. In addition, somehow you can just not avoid getting the impression that Konitz and Wheeler wanted to continue spinning the thread from "Angel Song", because all had still not been said.
Maybe it just needed this time.
Stehen besondere Aufnahmen unter einem besonderen Stern? Wer heute das Reissue von „Live At Birdland Neuburg“ hört, der stellt sich unweigerlich diese Frage. Im Falle der Kollaboration von Lee Konitz und Kenny Wheeler muss es ein Stern gewesen sein, der eigentlich nie hell strahlte, der seine Schutzbefohlenen zu keiner Sekunde in gleißendes Licht tauchte (was sie auch gar nicht gewollt hätten) und der restlichen Welt somit vorenthielt, welche Großtat da im Dezember 1999 im Hofapothekenkeller im bayerischen Donaustädtchen Neuburg über die Bühne ging. Die Zeit schien noch nicht reif dafür.
Konitz und Wheeler hatten kurz zuvor mit „Angel Song“ (im Verbund mit Bill Frisell und Dave Holland) ein grandioses Fanal für die Fragilität musikalischer Interaktion und einen Meilenstein des Jazz abgeliefert. „Ich habe an mehreren tausend Aufnahmen mitgewirkt, aber das war wirklich die beste meines Lebens“, erinnerte sich Lee Konitz gerade erst im Februar 2016. Dass die Session im Neuburger Birdland dahinter verblassen musste, war jedem der Beteiligten irgendwie klar. Eine Liveaufnahme, noch dazu mit deutschen Musikern, hielt einem Vergleich mit einem international gefeierten ECM-Album kaum Stand. So blieb „Live At Birdland“ zunächst ein nationales Phänomen. Ein Geheimtipp per se.
Das lag vermutlich auch an einigen technischen Problemen, weil Konitz auf der Bühne pausenlos hin und her zu wandeln pflegte und das vor ihm aufgebaute Mikrofon dabei geflissentlich ignorierte. Dies führte so weit, dass Produzent Volker Dueck das gesamte Ensemble nach Ende des offiziellen Gigs noch einmal auf die Bühne bat, um einige Titel abermals einzuspielen. So gab es in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages einen „second Take“ im menschenleeren Hofapothekenkeller, dem sich die Musiker scheinbar ohne Murren fügen, obwohl in der ersten Auflage keine Sekunde davon auf der CD landete. Dennoch war damals keiner mit dem Resultat so recht zufrieden, weder die Künstler noch die Verantwortlichen.
Über 16 Jahre danach: Lee Konitz spielt mit inzwischen 88 Jahren nach wie vor, wenn auch meist im Sitzen (was nicht zuletzt die Tontechniker freuen dürfte), Franz Wunsch ist 70 und „Benjamin“ Gunnar Plümer 64, während der große Kenny Wheeler am 18. September 2014 im Alter von 84 Jahren verstarb. Und „Live At Birdland Neuburg“ gibt es wieder, neu abgemischt, in veränderter Reihenfolge, mit einigen Passagen aus der „After-Midnight-Session“. Mit einem Mal fällt Licht auf diese wunderbare Musik, auf das gleißende Vibrato des Altsaxofons, die lyrische Melancholie des Flügelhorns, die spinnwebartigen Geflechte des Pianos sowie die kluge Architektur des Basses. Alles fügt sich zu einem matt schimmernden Geflecht aus Interaktion und Strategie, aus handwerklicher Brillanz und solistischer Raffinesse. Ein Bild aus „Olden Times“, mit Hilfe digitaler Technik von seiner analogen Patina befreit, ohne dabei der Versuchung zu erliegen, irgendwelche kosmetische Korrekturen vorzunehmen. Es ist eine Momentaufnahme vom Gipfel, auf dem vier Musiker damals standen. Und irgendwie kann man sich es den Eindruck nicht erwehren, als wollten Konitz und Wheeler den Faden von „Angel Song“ weiterspinnen, weil noch nicht alles gesagt war.
Vielleicht brauchte es einfach diese Zeit.
Press
Shrewdly cerebral yet swinging, Olden Times reminds me why I liked jazz in the first place.
ICON Magazine, 10-3-2017
A welcome reissue of this memorable concert, with the icing on the cake the previously unreleased "No Me" by Frank Wunsch.
Rootstime, 30-1-2017
Eventhough Frisell and Holland aren't playing, this music is still for the connaisseurs of mature musicians, and also Wunsch and Plümer are no little boys.
Jazzflits, 09-1-2017